Wenige Stunden nach dem Ende des jüngsten Streiks der GDL bei der Deutschen Bahn AG haben sich die nicht bestreikten Güterbahnen zu Wort gemeldet. Sie sehen weder Lieferengpässe noch einen Imageschaden. Dass fast 60 Prozent des deutschen Schienengüterverkehrs schon heute nicht mehr von der DB gefahren werden, ist den meisten Menschen unbekannt, wie eine aktuelle Meinungsumfrage zeigt.
Berlin, 25. August 2021
Deutlich mehr als die Hälfte der auf der Schiene abgewickelten Gütertransporte kamen trotz GDL-Streiks in den letzten Tagen wie geplant an ihre Ziele. Die Verkehre der Wettbewerber liefen planmäßig und meist zügiger als üblich durch das Netz. DB Cargo konnte einen Teil seiner Verkehre selbst und einen Teil mit Unterstützung von kooperierenden Bahnen fahren.
Unverständlich sind für die Güterbahnen daher Aussagen, die aufgrund des Streiks von zusammenbrechenden Transportketten sprechen. NEE-Vorstandsvorsitzender Ludolf Kerkeling hält solche Äußerungen für kontraproduktiv: „Wir fahren. Derzeit muss sich niemand um Versorgungssicherheit sorgen. Image und Wachstumschancen nehmen allerdings Schaden, wenn Wirtschaftsverbände und die DB Kommunikationsabteilung trotzdem den Teufel an die Wand malen und einen Zusammenbruch des Systems Schiene herbeireden, den es gar nicht gibt.“
Kerkeling verweist in diesem Zusammenhang auf eine Meinungsumfrage zu Güterverkehrsthemen, die teils während des ersten GDL-Streiks durch das Institut Kantar durchgeführt wurde. Kerkeling: „Es gab keine Hinweise auf eine streikbedingte Änderung der Grundeinstellung der Befragten. Eine Beschädigung des grundsätzlich sehr positiven Images des Schienengüterverkehrs in der Bevölkerung könnte eher hausgemacht als die Folge eines zweitägigen Streiks sein.“
Die Wettbewerber melden sich nun deutlicher zu Wort. Kerkeling: „Wir wollen bald schon sechs von zehn Güterzügen fahren. Der Zugewinn von Marktanteilen beruht darauf, mit zufriedenen Mitarbeiter:innen unsere Kunden besser zufriedenstellen. Wie gut das funktioniert, wissen leider nicht alle Menschen.“ Die vom Netzwerk in Auftrag gegebene repräsentative Befragung hat gezeigt, dass die Wettbewerber erheblich unterschätzt werden. Dass deren Marktanteil 2019 schon bei 56 Prozent lag – und seitdem weitergewachsen sein dürfte – wussten 78 Prozent der Befragten nicht. Der Schnitt des geschätzten Marktanteils liegt um die Hälfte niedriger als in der Realität. Kerkeling: „Viele Menschen sind daher anfällig für die Mär zusammenbrechender Lieferketten.“
Die Güterbahnen werden sich in der Tarif-Auseinandersetzung auch künftig neutral verhalten. Kerkeling: „Eine schnelle Lösung wäre allerdings für die ganze Branche gut und würde das Vertrauen in die Schiene stärken.“
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