Im Jahr 2017 ist der Straßengüterverkehr in Deutschland nach den heute veröffentlichten Daten des Bundesamtes für Güterverkehr erneut stark gewachsen. Der beispiellos hohe Zuwachs alleine des vergangenen Jahres hatte den Umfang von zwei Dritteln des gesamten Straßengüterverkehrs im Nachbarland Österreich. Trotz guter Konjunktur ging der Marktanteil der Schiene bei stagnierender Verkehrsleistung im zweiten Jahr in Folge auf nur noch 17,4 Prozent zurück. Die Bedeutung mangelnder Verfügbarkeit der Schieneninfrastruktur hat an Bedeutung zugenommen.
Peter Westenberger, Geschäftsführer des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen: „Die deutsche Verkehrspolitik hat einmal mehr die europäischen verkehrspolitischen Ziele unterlaufen. Sie wird auch ihre in die Zukunft verschobenen Klimaziele reißen, wenn dieser Trend nicht gebrochen wird.“ Statt zu sinken, lagen die Treibhausgasemissionen des Straßengüterverkehrs 2017 nach Berechnungen des Netzwerks um etwa 120.000 Tonnen höher als im Jahr zuvor.
Die wesentlichen Ursachen für die starke Entwicklung speziell des Lkw-Verkehrs sieht der Verband in den unverändert günstigen Rahmenbedingungen für die Straße: Vorzugs-Energiesteuersatz, sinkender Maut-Durchschnittssatz, keine Beiträge zur Stromwende, niedriges Kontroll- und teilweise auch Anspruchsniveau bei Vorschriften im Sicherheits- und Sozialbereich.
Umgekehrt seien steigende Kosten für Energie, Personal, Netznutzung sowie die Erschwernisse des in eine große Baustelle verwandelten Schienennetzes maßgeblich für die hinkende Wettbewerbsfähigkeit der Schienenverkehre.
Westenberger: „In diesem Umfeld konnten die gewachsenen Wettbewerbsbahnen nur mit Mühe den Verkehrsleistungsrückgang der DB Cargo, die in der Region Central knapp eine Milliarde Tonnenkilometer verlor, kompensieren. Wenn die Regierung ihre Prioritäten nicht ändert, wird auf den Hauptautobahnen demnächst auch die zweite Spur vollständig von Lkw genutzt werden.“ Das Bundesamt für Güterverkehr sieht voraus, dass „der Straßengüterverkehr auch 2017, 2018 und bis zum Ende des Prognosezeitraums (2021) seine Marktposition weiter ausbauen“ könnte.
Westenberger warnte allerdings die Bundespolitik davor, sich auf die Stabilisierung des schwachen Branchenprimus zu konzentrieren und selbst Eisenbahn zu spielen: „Alle Bahnunternehmen benötigen faire Wettbewerbsbedingungen gegenüber der Straße, fairen Wettbewerb um effiziente Angebote untereinander und eine deutlich bessere Infrastruktur. Niemand kann sich dagegen Politiker als Lenker einer Güterbahn wünschen!“
Die Datenlage auf Basis der „Gleitenden Mittelfristprognose“ des Bundesamtes für Güterverkehr:
Westenberger: „Der Zuwachs im Straßengüterverkehr war im vergangenen Jahr 119-Mal so groß wie das Wachstum auf der Schiene und sogar größer als das Gesamtmarktwachstum. Das Bundesamt für Güterverkehr weist richtigerweise darauf hin, dass die Straße von `weiteren Mengengewinnen von der Bahn und dem Binnenschiff profitieren´ konnte“.
Die am 5. April 2018 veröffentlichte „Gleitende Mittelfristprognose“ des Bundesamtes für Güterverkehr finden Sie hier.
Eine mehrjährige Übersicht des Wachstums im Straßengüterverkehr ist auch aus der vom Bundesamt für Güterverkehr veröffentlichten Mautstatistik gut erkennbar:
BAG-Mautstatistik 2017: Fahrleistungen in Höhe von 33,6 Mrd. Kilometern