Fast zwei Drittel der Bevölkerung gibt bei einer repräsentativen Meinungsumfrage an, der Eisenbahn sollte im Gütertransport Priorität eingeräumt werden. Auch bei der Frage nach den bevorzugten Infrastrukturinvestitionen favorisieren die Deutschen die Schiene mit deutlichem Abstand gegenüber der Straße.
Berlin, 31. August 2021
In einer vom Netzwerk Europäischer Eisenbahnen in Auftrag gegebenen Meinungsumfrage haben 63 % der Befragten angegeben, dass sie eine Priorisierung der Schiene im Gütertransport bevorzugen würden. Auch klimafreundlicher als bisher angetriebene Lkw werden nur von einer halb so großen Gruppe (32 %) bevorzugt. „Das Vertrauen in die Eisenbahn ist da. Andere Lkw-Antriebe, die im Übrigen noch nicht verfügbar sind, halten weniger Menschen für eine Lösung der Zukunftsprobleme als Politiker:innen vermuten“, sagt Peter Westenberger, Geschäftsführer des NEE. „Die neue Bundesregierung muss diesen Mehrheitswunsch aufgreifen und der Schiene Priorität einräumen, statt sich zu verzetteln. Die endlosen Debatten über heute nicht verfügbare Lkw-Antriebsalternativen riskieren die Einhaltung der Klimaziele und müssen sich in der neuen Legislatur in ein verkehrsmittelübergreifendes Konzept mit der Schiene als Rückgrat einordnen. Rückgrat heißt, dass in wenigen Jahren Lkw-Fahrten mit mehr als 250 Kilometern einfacher Entfernung die Ausnahme sein sollten und die Straßenfahrzeuge vor allem mit Batterietechnologie betrieben werden sollten.“
Auffällig ist auch die geringe Zustimmung zum Neubau von Straßen. Bei der Frage, wie der Staat auf die kommenden Herausforderungen durch wachsenden Gütertransport reagieren sollte, stimmten gerade einmal 10 % der Befragten für diese Maßnahme. Auch Oberleitungs-Lkw kommen nur auf eine Zustimmung von 17 %. „Die Frustration über Lkw-Schlangen, die die Autobahn verstopfen und durch Ortschaften rumpeln, ist riesig. Umso mehr sehen die Menschen, dass ein schlichter Umstieg auf alternative Kraftstoffe die Probleme nicht lösen wird“, so Westenberger. Im Gegensatz dazu genießt der Ausbau der Schieneninfrastruktur die Zustimmung von fast 60 % der 1017 befragten Personen.
Dass die jetzige Bundesregierung in ihrem Haushaltsentwurf mit 2 Mrd. Euro ab 2023 erneut eine deutliche Unterfinanzierung des Schieneninfrastruktur-Neubaus vorgesehen hat, widerspricht aus Sicht der Güterbahnen sowohl den Mehrheiten in der Bevölkerung als auch dem parteipolitischen Konsens, die Schiene aufzuwerten. „Mühsam versuchen der Verkehrsminister und die Wahlprogramme der Regierungsparteien den Eindruck zu erwecken, die Schiene würde aufgewertet – der Haushalt spricht eine klare andere Sprache“, so Westenberger.
Eine detaillierte Analyse zu den Wahlprogrammen der Parteien, die diese Zustimmungswerte für die Schiene in der nächsten Legislaturperiode repräsentieren wollen, hat das NEE hier veröffentlicht.
Pressekontakt: Peter Westenberger, mobil: + 49 170 485 486 4, E-Mail: westenberger@netzwerk-bahnen.de