Die Bundesnetzagentur hat heute einen Bericht veröffentlicht, demzufolge der Marktanteil der Schiene im Güterverkehr 2023 leicht gesunken ist. Die Zahlen entsprechen Prognosen und den Abschätzungen der GÜTERBAHNEN. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2022 machte sich die Konjunkturabschwächung bemerkbar und vor allem im Kombinierten Verkehr eine Rückverlagerung auf die Straße. Das ist die Bestätigung für den Verband, dass die Ampel-Regierung trotz früher Warnungen nicht ausreichend gegengesteuert hat, obwohl sie sich im Koalitionsvertrag eine deutliche Marktanteilssteigerung der Schiene vorgenommen hatte. Der Bericht offenbart auch ein faustdickes Statistik-Problem. Peter Westenberger, Geschäftsführer der GÜTERBAHNEN, kommentiert:
„Ein Rückschlag mit Ansage: In der rückläufigen Konjunktur war das seit Herbst 2022 völlig eskalierte Baustellenchaos im Schienennetz zusätzliches Gift. Besonders betroffen ist der Kombinierte Verkehr: traditionell besonders wettbewerbsintensiv, da die Verlader flexibel zwischen Schiene und Lkw entscheiden können. Die Kostennachteile gegenüber dem Lkw haben die Schiene unter Druck gesetzt. Kosten für Personal, ein trotz Strompreisbremse viel höheres Energiekostenniveau und steigende Trassenpreise bei nahezu unveränderter Lkw-Maut schlagen zu Buche. Trost für die nicht zur DB gehörenden Wettbewerber: insgesamt konnte 2023 noch minimaler Gewinn bei den gefahrenen Verkehren erzielt werden und der Marktanteil im Schienengüterverkehr ist weiter gestiegen.
Im Bericht korrigiert die Bundesnetzagentur ihre Zahlen zur Verkehrsleistung im Schienengüterverkehr bis ins Jahr 2016 zurück – nach oben. Für 2022 wurden im letztjährigen Bericht 140 Milliarden Tonnenkilometer ausgewiesen, nun sind es 150 Milliarden. Zusammen mit der Tatsache, dass Destatis und die Bundesnetzagentur seit Jahren ihre unterschiedlichen Ergebnisse der von beiden Behörden durchgeführten Primärerhebungen nicht harmonisieren konnten, wirft die Angelegenheit viele Fragen auf. Diese haben wir bereits 2019 beim Bundesverkehrsministerium erfolglos adressiert. Gleichwohl werden wir die veränderten Zahlen der Bundesnetzagentur auch in unserer Kommunikation verwenden.“
Hintergrund:
Die Betriebsergebnis-Umfrage der Bundesnetzagentur besagt, dass die Schiene die steigenden Kosten im Markt trotz Minimalmarge nicht vollständig weitergeben konnte. Immerhin konnten drei Viertel der GÜTERBAHNEN noch ein leicht positives Betriebsergebnis erzielen. Die Gesamtsumme all dieser Gewinne lag in Höhe von 0,1 Milliarden Euro bei einem 6,8 Milliarden Euro umfassenden Markt – das ist sehr wenig. Die gute Nachricht ist, dass nicht im großen Stil Unternehmen aufgegeben haben.
2024 läuft im Gesamtmarkt kaum besser und ist durch widersprüchliche Entwicklungen gekennzeichnet. So treffen steigende Trassenpreise bei stark gesunkener Trassenpreisförderung auf eine höhere Lkw-Maut, während große Behinderungen im Netz bestehen bleiben.
Die statistische Korrektur erklärt die Bundesnetzagentur mit korrigierten Verkehrsleistungen der DB-Unternehmen. Die DB Cargo als größtes Unternehmen im Schienengüterverkehr hat noch mehrere Milliarden Tonnenkilometer „gefunden“. Bisher scheint sie – entgegen den Vorgaben – nicht die tatsächlich gefahrenen Strecken ihrer Güterzüge, sondern eine geringere, den Kunden in Rechnung gestellte Kilometerangabe an die Behörde gemeldet zu haben.
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