Im Einzelwagenverkehr (EWV) werden kleine Sendungsgrößen (das sind einzelne Wagen oder Wagengruppen) auf der Schiene transportiert. Eisenbahnen holen diese in Gleisanschlüssen von Industrie, Handel, Speditionen, Häfen oder Verladestellen ab und bündeln sie so bald wie möglich mit anderen Wagen(gruppen), um einen langen Zug zu erhalten, mit dem dann der Großteil der Strecke zurückgelegt wird. In Zielnähe wird dieser Zug wieder aufgelöst und die Wagen(gruppen) den Kunden zugestellt.
Das BMDV erarbeitet eine neue Förderrichtlinie zum Einzelwagenverkehr. Im Juli 2023 wurde ein Entwurf in die Abstimmung mit dem Bundesfinanzministerium und dem Bundesrechnungshof gegeben, die spätestens ab 01. Januar 2024 eine Förderung von Bedienfahrten und von „Anschlussfahrten“ ermöglichen soll. Im Bundeshaushalt 2024 ist eine Erhöhung der Förderung auf 300 Millionen Euro pro Jahr enthalten.
Das Verkehrsministerium möchte damit einen diskriminierungsfreien Zugang zu den Mitteln für die Eisenbahnverkehrsunternehmen ermöglichen. Das sehen DIE GÜTERBAHNEN jedoch anders: Der derzeitige Entwurf, der "Anschlussfahrten" einschließt, würde fast ausschließlich der DB Cargo zufließen.
DIE GÜTERBAHNEN haben zusammen mit dem VDV bereits zu Beginn der Diskussion um eine Förderung des Einzelwagenverkehrs einen Vorschlag, das so genannte "Branchenmodell" vorgestellt. Der wichtigste Unterschied zum BMDV-Vorschlag besteht darin, dass im Branchenmodell keine "Anschlussfahrten" gefördert werden sollen, da diese zumeist wirtschaftlich gestaltet werden können und ihre Förderung nur vorhandene Verkehre stützt, statt Verkehre auf die Schiene zu verlagern. In zeiten knapper Finanzmittel sollten Gelder als Investitionen für mehr Schienengüterverkehr ausgegeben werden und keine jährlichen Beihilfen darstellen. Dies stünde den Zielen der Regierung, zum Schutz des Klimas mehr Güter auf der Schiene zu transportieren, diametral entgegen.
DIE GÜTERBAHNEN fordern daher den Verzicht auf die Förderlinie 2 im aktuellen BMDV-Entwurf.
Wie kann mehr Einzelwagenverkehr erreicht werden?
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Die Einzelwagenverkehrsförderung: Das Ziel der Förderung ist es, für mehr Einzelwagenverkehr zu sorgen. Das kann mit der Förderung der Bedienfahrten erreicht werden und macht eine Förderung der Ferngüterzüge auf den "Anschlussfahrten" nichtig.
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Gleisanschlüsse: Der Prozess beginnt an den Gleisanschlüssen der Versender. Dort werden die verschiedensten Güterwagen oder Wagengruppen abgeholt. Im Einzelwagenverkehr sind dies häufig kleinere bis mittlere Mengen. Durch die kleinen Mengen und wenigen Wagen, sind diese Fahrten nicht wirtschaftlich zu betreiben, da die Fixkosten zu hoch sind. Durch eine Förderung wird jedoch ein wichtiger Anreiz gesetzt und es werden wieder mehr Gleisanschlüsse angefahren und mehr Einzelwagenverkehr findet statt. |
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Bedienfahrt auf der ersten Meile: Mit einer Förderung der Bedienfahrten fahren künftig deutlich mehr Güterzüge Gleisanschlüsse an und es gibt mehr einzelne Wagen, die abgeholt werden und zum Knotenbahnhof gebracht werden. |
Rangierbahnhof: Angekommen an den Rangierbahnhöfen, werden die Züge zerlegt und neu arrangiert. Die Güterwagen werden für ihre jeweiligen Reiseziele zusammengestellt. Durch die erhöhte Anzahl an einzelnen Wagen können künftig längere Güterfernzüge gebildet werden. Dadurch kann die Fernstrecke wirtschaftlich betrieben werden und es braucht keine Förderung der Anschlussfahrten und somit keine Förderlinie 2. |
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Fernstrecke: Zukünftig können in den Rangierbahnhöfen durch die erhöhte Anzahl an Einzelwagen oder Wagengruppen lange Güterfernzüge gebildet werden, die auf direktem Wege an den Zielbahnhof fahren können, anstatt an anderen Bahnhöfen mehrmals umrangiert zu werden. |
Ziel Rangierbahnhof: m Zielrangierbahnhof werden die Waggons erneut zerlegt, und die Güterwagen werden entsprechend ihrer endgültigen Ziele neu gruppiert. Die Verteilung der Güter erfolgt nun wieder zu den Gleisanschlüssen. Auch diese Bedienfahrten auf der letzten Meile müssen gefördert werden, damit das System funktioniert.
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Bedienfahrt auf der letzten Meile: Genauso wie auf der ersten Meile muss auch die Bedienfahrt auf der letzten Meile gefördert werden und sorgt dafür, dass mehr Einzelwagenverkehr stattfindet. |
Übersicht: Der Einzelwagenverkehr kann durch eine Förderung wachsen. Durch die Förderung der Bedienfahrten werden mehr Gleisanschlüsse angefahren und mehr einzelne Wagen werden abgeholt. Das führt zu einer deutlich besseren Auslastung der Ferngüterzüge und macht eine Förderung der Anschlussfahrten im Fernverkehr unnötig. Eine Förderlinie 2 wird somit nicht mehr gebraucht und das Geld kann in andere Schienenprojekte, beispielsweise den Neu- und Ausbau des Netzes fließen. |
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Art | Datum | |||
Streit um DB Cargo: „Ein krankes System" | Artikel der Wirtschaftswoche | 29. August 2023 | ||
Positionspapier "Einzelwagenverkehrsförderung: Ja, aber richtig!" | Positionspapier | 08. August 2023 | ||
Q&A "Einzelwagenverkehrsförderung: Ja, aber richtig!" | Q&A | 08. August 2023 | ||
Presseinformation "Der Bund muss das Selbstzerstörungsprogramm bei DB Cargo stoppen" | Presseinformation | 26. Juli 2023 | ||
Zahl des Tages "Leistung in Einzelwagensystemen im Schienengüterverkehr" | Zahl des Tages | 15. März 2023 | ||
Branchenmodell EWV DIE GÜTERBAHNEN/VDV | Vorschlag Förderrichtlinie | 31. Januar 2023 |