Seit 20 Jahren setzt sich die European Rail Freight Association (ERFA) für fairen, diskriminierungsfreien Wettbewerb des Schienengüterverkehrs in ganz Europa ein. Offene Diskriminierung von Wettbewerbern auf der Schiene durch die integrierten staatlichen Eisenbahnen ist mittlerweile selten. Das hat das System Schiene vor allem der EU und der erfolgreichen Arbeit der ERFA und ihrer Partner zu verdanken. Um den Weg zu klimafreundlichem Güterverkehr gehen zu können, müssen nun andere Hürden abgebaut werden.
Berlin, 24. März 2022
Der Schienengüterverkehr in Europa ist weitgehend ein Flickenteppich. Innerstaatlich läuft es in Ländern wie der Schweiz hervorragend, in Deutschland hakelt es dagegen enorm. Vollkommen unübersichtlich ist die Situation jedoch auch an den Grenzübergängen. „Die Schienenkapazitäten an den Grenzübergängen sind schlicht zu knapp. Der Gedanke des europäischen gemeinsamen Wirtschaftsraums wird hier zu selten gelebt. Während moderne Lokomotiven heute unterschiedliche Stromsysteme nutzen können, sind die aus dem Infrastrukturbetrieb herrührenden Hindernisse immer noch groß: vor allem unterschiedliche Betriebsvorschriften, Sprachbarrieren und Leit- und Sicherungstechniken verbrauchen enorme personelle und finanzielle Ressourcen. Andere Branchen sind hier wesentlich weiter“, bemängelt Ludolf Kerkeling, Vorstandvorsitzender des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen. Die EU und die Mitgliedstaaten müssen die Vereinheitlichung von Betriebsvorschriften, technischen Systemen und einfachere Verfahren voranbringen.
Gerade bei langen, grenzüberschreitenden Transporten existiert ein großes Potenzial für mehr Klimaschutz durch mehr Schienenverkehr. Schaut man sich die Verkehrsleistung der Güterbahnen in Deutschland nach Streckenweite an, so zeigt sich: Je länger die Strecke, desto höher der Schienenanteil. Hier bildet sich vor allem die wirtschaftliche Effizienz eines Schienentransports im Vergleich von bis zu 50 Lkw ab. Doch wie in der Grafik zu sehen ist, reißt die Kurve oberhalb von 700 km Entfernung ab – also bei in der Regel grenzüberschreitenden Transporten. In verschiedenen Netzen und über womöglich mehrere leistungsschwache Grenzübergänge Transporte auf der Schiene zu fahren, ist noch nicht effizient genug.
Die unter anderem von der ERFA vorangetriebene Liberalisierung des europäischen Schienenmarktes hat einen entscheidenden Beitrag zur Modernisierung des Angebots für die industriellen Kunden geleistet. In Deutschland halten die Wettbewerber fast 60 % Marktanteil, in Europa kommen sie auf fast 50 %. „Der Güterverkehr auf der Schiene in Europa wäre mit den verkrusteten Strukturen der alten staatseigenen Eisenbahnen längst in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Heute gilt er dank starkem Wachstum und Engagement der Wettbewerber parteiübergreifend als wichtiges Standbein des Klimaschutzes“, so Kerkeling. Das europäische Zugleitsystem ETCS ist ein wichtiger Faktor auf dem Weg zum europäisch organisierten Schienennetz, überhaupt braucht es deutlich mehr Infrastruktur. Außerdem muss der Kombinierte Verkehr durch die Kranbarkeit von Trailern gestärkt und die Schiene im Wettbewerb mit dem Lkw zu Erreichung der Ziele des European Green Deal und der Bundesregierung konkurrenzfähig gemacht werden. Kerkeling: „Der Bundesverkehrsminister sollte sich über verbale Wettbewerbs- und Umweltfreundlichkeit hinaus an die Spitze dieser Bewegung setzen und europäisch angelegte, wettbewerbs- und eisenbahnfreundliche Verkehrspolitik machen.“
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