Soeben stellten in Brüssel sieben europäische Eisenbahnverbände ein Memorandum zur Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung vor. Die Kupplung soll auch im Güterverkehr Wagen und Loks automatisch miteinander verbinden und so die schwere körperliche Arbeit beim manuellen Kuppeln ersetzen und den Arbeitsschutz verbessern. Neben den für das Bremssystem notwendigen Druckluft- sollen auch durchgängige Strom- und Datenverbindungen über die jeweiligen Kupplungsköpfe hergestellt werden. So weit die von allen Beteiligten begrüßte Vision. Im Memorandum werfen die Verbände auf, ob die Innovation, wenngleich sie zahlreiche Vorteile generieren kann, den Eisenbahnmarkt durch eine künstliche und vor allem übereilte Einführung negativ beeinflussen könnte. Und werden technische Komplikationen, die Praktiker:innen anmahnen, von Unterstützer:innen angemessen adressiert? Jan Elfenhorst, Vorstand der GÜTERBAHNEN, kommentiert bei der Vorstellung:
„Wir Verbände sehen uns als Unterstützer der Technologie und der Innovation zu Gunsten des Schienengüterverkehrs, bestehen aber erstens darauf, offene Fragen sauber und abschließend zu klären. Zweitens müssen Innovationen sinnvoll geordnet und gereiht werden: neben anderen Innovationen wie dem flächendeckenden Einsatz der einheitlichen europäischen Leit- und Sicherungstechnik (ETCS) und einem digitalen Kapazitätsmanagement (DCM) kann die DAK bei der Schaffung dringend benötigter Kapazitäten im bestehenden Netz nicht mithalten. Die genannten Innovationen werden jedoch oft vernachlässigt, weil eine digitale Kupplung so schön einfach zu verstehen ist. Zudem wird sie oftmals als Retter des Einzelwagenverkehrs angepriesen, der heute insbesondere von den Staatsbahnen aber auch operativ noch immer zu aufwendig abgebildet wird. Weil die Initialkosten unglaublich hoch sind, muss drittens eine Einführung im interoperablen europäischen Eisenbahnmarkt gut vorbereitet sein, damit Güterbahn-Unternehmen nicht auf ewig am staatlichen Geldhahn hängen. Anschubfinanzierung ist ein Konzept, Dauersubventionen sind es definitiv nicht. Hier muss ein Masterplan zur Einführung ansetzen. Die DAK darf im Wettbewerb zum Lkw nicht mehr Schaden anrichten als Nutzen stiften und vor allem darf nicht durch zu viele Projekte zur gleichen Zeit die Komplexität und Kostenintensität vor allem für kleinere Güterbahnen erhöht werden. Was sie benötigen sind klare Konzepte, eine gute Priorisierung und ein Level Playing Field. Drei gut umgesetzte Innovationen sind besser als zehn, mit denen gleichzeitig „zuviel“ Gutes versucht wird.“
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