Mitgliederversammlung in Duisburg bestätigt Führungsspitze des Verbandes
„Einen verschärften Wettbewerb um das beste Konzept zur Einhaltung eigener Versprechen“ forderte Ludolf Kerkeling, gerade im Amt bestätigter Vorstandsvorsitzender des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen (NEE) e.V., in Duisburg von der Politik. Dass der Marktanteil des Schienengüterverkehrs im vergangenen Jahr von 18,0 auf 17,6 Prozent gesunken und der Straßengüterverkehr erneut um fast drei Prozent gewachsen ist, ist für die Wettbewerbsbahnen ausschließlich auf falsch gesetzte Rahmenbedingungen zurückzuführen. Kerkeling: „Das Ergebnis dieses Politikversagens lesen wir abstrakt aus den Klimaschutzberichten. Und konkret leiden darunter Millionen Anwohner großer Straßen und Autofahrer.“ Im Wahljahr wolle man noch deutlicher als bisher auf substanzielle Veränderungen drängen. Die weiter gewachsenen Wettbewerbsbahnen, deren Marktanteil innerhalb des deutschen Schienengüterverkehrs 2016 erstmals die 40-Prozent-Marke (40,9 Prozent) überschritten hat, richten drei Kernforderungen an die Bundespolitik, so Kerkeling: „Erstens müssen die Trassenpreise halbiert werden. Zweitens muss der Infrastrukturausbau in bestehenden und absehbaren Engpässen beschleunigt werden. Drittens soll der Staat seine Innovationsförderung auch auf den Schienenverkehr ausrichten.“
In einer vom Netzwerk im Vorfeld der Mitgliederversammlung ausgerichteten Diskussionsveranstaltung mit Landtagsabgeordneten von SPD, CDU, Grünen und FDP signalisierten die Politiker von Regierung wie Opposition im nordrhein-westfälischen Landtag Unterstützung beim Ziel, ernsthaft die Verlagerung von Verkehren voranzubringen und beispielsweise die Erreichung von Marktanteils-Zielen als Indikator zu nutzen. Kerkeling: „Es muss dann aber auch etwas geschehen!“
Für Unruhe sorgten bei der Mitgliederversammlung aktuelle Szenarien des Bundes und der DB Netz AG zum Umbau der Leit- und Sicherungstechnik auf ETCS. Das als einheitliches „European Transport Control System“ gestartete Vorhaben könnte nach Einschätzung der Praktiker im Schienengüterverkehr unter Umständen das Gegenteil bewirken: einen unüberschaubaren Flickenteppich zwar digitaler, aber untereinander auf verschiedenen Strecken inkompatibler Systeme, für die mehrfach Endgeräte auf den Lokomotiven vorgehalten werden müssten. Ausgerechnet bei grenzüberschreitend verkehrenden Lokomotiven sei der Einbau von mehreren, der bis zu 500.000 Euro teuren,
On-Board-Units bereits heute notwendig. Dieses Szenario könnte künftig auch rein inländisch verkehrenden Bahnunternehmen drohen. Der ebenfalls im Amt bestätigte Stellvertretende NEE-Vorsitzende Sven Flore befürchtet, dass „niemand in der EU noch die Kraft und den Willen hat, ETCS einheitlich und effizienzsteigernd auszugestalten.“ Flore: „Die Umsetzung der Idee hat sich schon weit von ihrem Ziel einer europaweit einheitlichen Signal- und Sicherungstechnik bei gleichzeitiger Steigerung der Netzkapazität entfernt. Wenn niemand eingreift, könnten die Kombinationswirkungen der ETCS-Strategien von EU und Infrastrukturbetreibern den Eisenbahnverkehr um Jahrzehn- te zurückwerfen und kleine Bahnunternehmen in Ihrer Existenz bedrohen. Das wäre ein Rückschlag für den qualitätsfördernden Wettbewerb auf der Schiene.“ Die Netzwerker des Güterverkehrs wollen sich für eine Brancheninitiative stark machen, um die unverzichtbare Modernisierung der Leit- und Sicherungstechnik zum Hebel für mehr Effizienz im Schienennetz zu machen.
Bei den turnusmäßigen Wahlen von vier der sieben Vorstandsmitglieder wurden der Vorstandsvorsitzende Ludolf Kerkeling, Sven Flore als Stellvertretender Vorsitzender, Gerhard Timpel als Schatzmeister und Christian Dehns als weiteres Vorstandsmitglied einstimmig erneut für zwei Jahre in ihre Vorstandsfunktionen gewählt. Der Vorstand des Verbandes ist ehrenamtlich tätig, seine Mitglieder sind im Hauptberuf als Inhaber bzw. Geschäftsführer von Mitgliedsunternehmen aktiv.
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