Auf dem für den Schienengüterverkehr essenziellen Korridor Regensburg-Passau führen kurzfristige Baumaßnahmen, die im Zusammenhang mit dem Austausch von Schwellen stehen, zu einer stark angespannten Situation. Addiert mit Personalmangel und fehlender Kommunikation seitens der DB Netz können nun Güterzüge reihenweise den besagten Streckenabschnitt nicht passieren und es können keine neuen Züge kurzfristig angemeldet werden. Die pauschale Weigerung von Sonderzügen über einen Zeitraum von fast zwei Tagen wurde zu spät durch die DB Netz kommuniziert, sodass die Unternehmen keine Möglichkeit bekamen, ihre Züge angemessen umzuleiten, beispielsweise über Salzburg. Eine vorsorgliche Umleitung via Salzburg nur auf Basis der vagen „Engpass-Ankündigung“ via Salzburg wäre mit erheblichen Mehrkosten und Einschränkungen bei Zuglängen verbunden gewesen. Vor allem verwirrten die Beteiligten ständig wechselnde Aussagen zu Dauer und Umfang der Einschränkungen. So wurden anfangs weiterhin Fahrpläne für lange Züge erstellt, die dann von der Betriebszentrale geweigert wurden. Auch fand nach Kenntnisstand der GÜTERBAHNEN eine Einbindung der österreichischen Infrastruktur erst statt, nachdem die Situation eskaliert ist.
Zeitlich passend jährt sich am kommenden Montag die Verabschiedung der Beschlüsse vom „Runden Tisch Baustellenmanagement“ zum fünften Mal. Ziel war es, Baumaßnahmen besser zu koordinieren und zu bündeln und betroffene Unternehmen frühzeitig einzubinden. DIE GÜTERBAHNEN müssen ein trauriges Fazit ziehen: Nichts ist besser geworden.
Zu dieser Beinahe-Lahmlegung einer elementaren Lebensader des Schienengüterverkehrs von und in Richtung Österreich, Ungarn und weiter nach Südosteuropa nimmt GÜTERBAHNEN-Geschäftsführer Peter Westenberger wie folgt Stellung:
„Wieder einmal wird der Alltag der für den Missstand nicht verantwortlichen Eisenbahnverkehrsunternehmen auf dieser Strecke durch Krisenbewältigung diktiert, weil die DB Netz weder kommunikativ noch planerisch ihre Aufgabe zufriedenstellend erfüllt. Die finanziellen Konsequenzen müssen die Eisenbahnverkehrsunternehmen selbst tragen. Die DB Netz hat keinerlei Krisenstab oder zentralen Ansprechpartner genannt, die Betroffenen müssen sich ihre Informationen per „stiller Post“ mühsam zusammenkratzen. Kundenorientierung sieht anders aus. Hinzu kommt dann noch knappes Personal. Die DB hat schon mehrfach versprochen, Personalressourcen aufzubauen. Doch nach wie vor können Fahrplanbüros und Stellwerke (beispielsweise in Aschaffenburg im vergangenen November) zeitweise nicht oder nur unzureichend besetzt werden. Im aktuellen Fall fehlte nun zu allem Übel Personal im Fahrplanbüro. Schieneninfrastruktur ist kritische Infrastruktur, so etwas darf nicht passieren.
Man stelle sich vor, für Lkw gäbe es zur Einhaltung des gesetzlichen Mindestabstands eine Regelung zur Slot-Buchung und die Autobahn GmbH legt von heute auf morgen fest, dass auf einem Abschnitt wegen kurzfristiger Bauarbeiten erstmal keine Slots zur Verfügung stehen. Lieferungen müssten ausfallen und Lkw stehenbleiben oder umgeleitet werden, mit den entsprechenden finanziellen Konsequenzen für die Unternehmen und Lieferverzögerungen. Was im Straßengüterverkehr undenkbar wäre, passiert auf der Schiene tagtäglich.“
Zum Hintergrund: „Ohne Fahrplan keine Fahrt“ ist ein (sicherheits-induzierter) Grundunterschied zwischen Straße und Schiene. Eisenbahnverkehrsunternehmen melden langfristig, aber auch kurzfristig Fahrten an, die durch die DB Netz genehmigt und koordiniert werden müssen.
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