Die Forderungen der Eisenbahnbranche sind bei der Politik angekommen: In den Programmen der Parteien für die Bundestagswahl zeichnet sich ein parteiübergreifender Konsens von CDU/CSU, SPD, Grünen und der Linken bei wichtigen Pfeilern einer zukünftigen Bahnpolitik ab. Die drei Kernforderungen der acht Eisenbahnverbände finden sich in den Programmen aller vier Fraktionen wieder, die zurzeit auch im Bundestag vertreten sind. Damit stünden die Chancen für eine neue Bahnpolitik in Deutschland so gut wie lange nicht mehr, teilten die Verbände am heutigen Dienstag in Berlin mit.
Senkung der Schienenmaut: Nachdem das Bundesverkehrsministerium in seinem Masterplan Schienengüterverkehr eine Senkung der Trassenpreise im Güterverkehr schon für den Haushalt 2018 angekündigt hat, verspricht das Wahlprogramm der CDU/CSU insgesamt „verbesserte Wettbewerbsbedingungen für das umwelt- und klimafreundliche System Schiene“. „Die Senkung der Trassenpreise im Schienengüterverkehr werden wir konsequent weiterverfolgen“, heißt es im Programm der Union. SPD, Grüne und Linke gehen noch einen Schritt weiter und kündigen eine Schienenmautsenkung auch für den Personenverkehr an.
Auch der Deutschlandtakt steht – zumindest in den Wahlprogrammen – ganz oben auf der Agenda der Parteien. Union, SPD und Grüne nehmen das Konzept explizit auf die Liste ihrer politischen Ziele. Die Linke würde die Eisenbahn in den Mittelpunkt eines modifizierten Bundesverkehrswegeplans stellen und dazu den öffentlichen Verkehr flächendeckend ausbauen.
Um den Umweltvorteil des Systems Schiene besser zur Geltung zu bringen, sprechen sich die Parteien sämtlich für eine gezielte Förderung von Innovationen im gesamten Eisenbahnbereich aus. Bei der Digitalisierung und Elektrifizierung der Infrastruktur, bei neuen Antriebstechniken für Fahrzeuge und beim digitalen Ticketing sehen die Parteien große Chancen für eine nachhaltige verkehrspolitische Steuerung. Auch die FDP, die im aktuellen Bundestag nicht vertreten ist, wirbt in ihrem Programm ganz allgemein für eine „Digitalisierungsoffensive“, die für alle Verkehrsträger auf autonomes Fahren setzt.
Für Ludolf Kerkeling, Vorstandsvorsitzender des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen (NEE) e.V., ist es „allerdings kein gutes Zeichen“, dass die Parteien mit Ausnahme von Grünen und FDP innerhalb des Schienensektors scheinbar keinen Handlungsbedarf sehen: „Vorrangig die Bahnunternehmen jenseits der DB AG haben mit Hilfe des Wettbewerbsdrucks die Qualität für die Kunden verbessert und weitere Marktanteilsverluste verhindert. Das sollte zu denken geben! Sowohl die Rolle des Staates als Eisenbahnverkehrsunternehmer als auch die gravierenden Behinderungen in der Infrastruktur müssen nach der Wahl ganz oben auf die Agenda in Berlin. Wir brauchen die Verbesserung der intermodalen Wettbewerbsbedingungen und zusätzlich eine Bahnreform II!“
Eine Übersicht der Wahlprogramme finden Sie unter:
bundestagswahl-bw.de/wahlprogramme_btwahl2017.html
Die drei Kernforderungen der Eisenbahnverbände sind einsehbar unter:
netzwerk-bahnen.de/news/mehr-schienenverkehr-in-deutschland.html
Gemeinsame Pressmitteilung von:
Allianz pro Schiene e. V.
Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des SPNV e. V. (BAG-SPNV)
mofair e. V.
Netzwerk Europäischer Eisenbahnen e. V. (NEE)
Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) e. V.
Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e. V. (VDV)
Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD)
Verband der Güterwagenhalter in Deutschland e. V. – VPI