Die Süddeutsche Zeitung veröffentlichte in den vergangenen Tagen mehrere Artikel zur derzeitigen Situation rund um die Stellwerke im deutschen Schienenverkehr. Personalmangel, der zu ausfallenden Stellwerken führt, und geschwärzte Unterlagen sind nur zwei der Probleme, die darin auftauchen. Auch wir haben uns bereits auf unserem Rechercheblog DB-Watch mit der Thematik befasst und bekommen von unseren Unternehmen die Schwierigkeiten gespiegelt. Peter Westenberger, Geschäftsführer der GÜTERBAHNEN, nimmt Stellung:
"Der neuerliche Mangel an Stellwerkspersonal ist deswegen ein Skandal, weil er das DB-Management nicht überrascht haben kann. Wenn personalintensive Altstellwerke länger betrieben werden müssen als geplant, darf die Personalplanung nicht so tun, als gäbe es automatisierte Stellwerke schon. Es ist erschütternd, dass dies an vielen Stellen gleichzeitig auftritt. Am Ende ausbaden müssen das die betroffenen Unternehmen, die ihre Güter nicht rechtzeitig ans Ziel bekommen und erheblichen personellen und finanziellen Schaden davontragen. Umleitungen gehen oft in die hunderte Kilometer – das sind mehrere Stunden Fahrzeit.
Die DB InfraGO hat versucht, diese eigene Schlechtleistung zu vertuschen und lange so getan, als handele es sich um Einzelfälle. Auch deswegen haben wir unsere Unternehmen gefragt und drei Monate im Herbst eine Liste unbesetzter Stellwerke zusammengetragen. Und wir haben das Beschwerdeverfahren bei der Bundesnetzagentur eröffnet, um das Ausmaß der Störungen offenzulegen und sicherzustellen, dass die Probleme nachhaltig gelöst werden.
Für die bis 2030 geplanten Korridorsanierungen klingeln für uns in manchem Teilen der Republik schon die Alarmglocken. Das Beispiel Gommern an der Elbe zeigt, dass Umleiterstrecken – in diesem Fall für die gesperrte Strecke Hamburg-Berlin - von einem Tag auf den anderen stundenlang unbrauchbar werden. In so einem Fall bräuchte es dann den Umleiter für den Umleiter. Der existiert aber oft nicht oder ist wie im Fall Gommern ebenfalls durch Bauarbeiten unbefahrbar – in diesem Fall in Schönebeck. Uns fehlt jedes Verständnis, wie man sich in der DB-Führungsetage ohne Blöße hinstellen kann und Lösungen erst in anderthalb Jahren in Aussicht stellt. Wir fordern die Einführung von Strafzahlungen an die betroffenen EVU, damit die DB InfraGO endlich die notwendige Motivation verspürt, den gesetzlich garantierten, reibungslosen Zugang zum Schienennetz sicherzustellen."
Pressesprecherin
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