Die Strompreisbremse hat für viele Bahnunternehmen eine dringend nötige Entlastung in der Energiekrise gebracht. Doch sie sorgt auch für Missverständnisse: Die prägnante Zahl von 130 Euro, die eine Megawattstunde Fahrstrom nach dem Strompreisbremsengesetz angeblich kostet, hat sich bei den meisten Kund:innen der Eisenbahnverkehrsunternehmen festgesetzt. Dabei wird verkannt, dass lediglich ein Teil des Fahrstrombedarfs von der Entlastung betroffen ist. Außerdem enthält der Bahnstrompreis in Deutschland neben den reinen Beschaffungskosten weitere Bestandteile, die die Kosten in die Höhe treiben können. Diese Bestandteile werden von der Strompreisbremse nicht erfasst und sind darum nicht reduziert.
Das möchten wir Ihnen kurz an einem Beispiel erläutern. Nehmen wir für einen Moment an, es gäbe keine Strompreisbremse. Beim Bezug einer Megawattstunde (mWh) Fahrstrom entständen so für die EVU folgende gerundete Kosten:
Arbeitspreis: 400 Euro*
Netzentgelte: 71 Euro
Stromsteuer: 11 Euro
Sonstige Umlagen: 14 Euro
Gesamt: 496 Euro
Durch die Strompreisbremse wird nur der Arbeitspreis für 90 Prozent des bezogenen Fahrstroms auf 130 Euro pro mWh reduziert:
Arbeitspreis: 157 Euro (90 Prozent zum abgesenkten Preis von 130 Euro/mWh + 10 Prozent zum ursprünglichen Preis von 400 Euro/mWh)
Netzentgelte: 71 Euro
Stromsteuer: 11 Euro
Sonstige Umlagen: 14 Euro
Gesamt: 253 Euro
Die Kosten für eine Megawattstunde Strom haben sich so deutlich reduziert, allerdings nicht auf 130 Euro, sondern auf 253 Euro – nahezu das Doppelte der häufig angenommenen Kosten.
Die gravierenden Mehrkosten, die sich für die Güterbahnen seit Beginn der Energiekrise ergeben, sind also durch die Strompreisbremse nicht eliminiert: Die gleiche Megawattstunde Strom hätte inklusive der Netzentgelte, Steuern und Umlagen in 2021 noch ca. 160 Euro gekostet, nur rund 63 Prozent des heutigen entlasteten Preises.
* Zum aktuellen Zeitpunkt ist der durchschnittliche Arbeitspreis für Bahnstrom nicht präzise zu ermitteln. Der tagesaktuelle Einkaufspreis am Sportmarkt beträgt „nur“ ca. 150 Euro/mWh. Da Strom jedoch von den meisten Güterbahnen im Rahmen von mittel- bis langfristigen Verträgen eingekauft wird, sind diese für die kommenden Monate an deutlich höhere Preise gebunden. Nach Rücksprache mit Mitgliedsunternehmen, die Arbeitspreise zwischen 150 bis 900 Euro/mWh gemeldet haben, wurden 400 Euro/mWh zum aktuellen Zeitpunkt als angemessener Richtwert angesetzt.
Referentenkontakt: Oliver Smock, mobil: +49 151 650 792 12 , E-Mail: smock@netzwerk-bahnen.de