Mit einer Mautbefreiung für gasbetriebene Lkw hat die Große Koalition im Jahr 2019 eine Entscheidung getroffen, die ihre eigenen Ziele, Gütertransporte von der Straße auf die Schiene zu verlagern, unterläuft.
Mit einer Mautbefreiung für gasbetriebene Lkw hat die Große Koalition im Jahr 2019 eine Entscheidung getroffen, die ihre eigenen Ziele, Gütertransporte von der Straße auf die Schiene zu verlagern, unterläuft. Auf eine Höhe von mehr als einer Milliarde Euro wird der Mautausfall in den Jahren 2021-2023 durch gasbetriebene Lkw geschätzt. Begründet wurde die Mautbefreiung damit, klimafreundlichere Antriebe fördern zu wollen. Ein hehres Ziel, doch bei Lkw-Motoren, die mit verflüssigtem (LNG) oder komprimiertem Erdgas (CNG) betrieben werden, also im Kern nur einen anderen kohlenstoffhaltigen Kraftstoff nutzen, ist der Klimaeffekt im Vergleich zum Diesel gering, da neben CO2 auch das extrem klimaschädliche Methan dabei frei wird. Selbst unter optimistischen Annahmen könnten lediglich 100.000 Tonnen CO2 pro Jahr (von annähernd 50 Mio. Tonnen des gesamten Lkw-Verkehrs) durch geförderte Lkw eingespart werden. Bei einer Verlagerung von Straßentransporten auf die Schiene wären dagegen schon heute 85 % der Treibhausgase vermeidbar.
Als Nebeneffekt der Mautbefreiung wird die Verlagerungsoption allerdings unwahrscheinlicher, weil der Lkw-Transport so mithilfe von Steuergeld wirtschaftlicher gemacht wird als viele Schienenverkehre. Neben der Subvention durch den 100-prozentigen Maut-Erlass bis 2023 besteht zudem bis 2026 eine Subvention, bei der die für LNG bzw. CNG erhobene Energiesteuer um 56 % reduziert ist. Das dritte Element der Subvention von Gas-Lkw war bis Mitte dieses Jahres ein Förderprogramm des Bundes mit dem Titel „Energieeffiziente und/oder CO2-arme schwere Nutzfahrzeuge“. Dort wurde unter anderem die Anschaffung gasbetriebener Lkw mit bis zu 12.000 Euro pro Fahrzeug gefördert.
Welche Blüten dieser Holzweg „Gas-Lkw“ treibt, ist am Beispiel des Internet-Riesen Amazon ablesbar, der mehr als 1.000 gasbetriebene Lkw für seine europäischen Verkehre kauft: Nimmt man an, dass davon entsprechend des deutschen Umsatzanteils etwa 570 in Deutschland verkehren, sponsert der deutsche Staat dem Unternehmen mit dem gelben Pfeil de facto Lkw im Wert von 16 Mio. Euro. Unter Klimaschutzgesichtspunkten deutlich sinnvoller ist dagegen die Förderung der Bundesregierung für Batteriefahrzeuge des Straßengüterverkehrs, die anders als Gas-Lkw besonders für die Zu- und Abbringerfahrten im Kombinierten Verkehr Straße/Schiene geeignet sind. Dabei werden verschiedene Sendungen gebündelt und nutzen den klimaeffizienten Güterzug auf langen Strecken. Sie werden dabei auch auf den kurzen Fahrten auf der Straße mit einem hohen Anteil nicht-fossiler Energien befördert. Dennoch ist auch diese Förderung extrem kostspielig. Eine Studie des Forschungsinstituts ICCT vom November 2021 weist deshalb darauf hin, dass eine CO2-Komponente bei der Lkw-Maut besonders effektiv die Wirtschaftlichkeit von klimafreundlichen Antrieben von Straßenfahrzeugen so verändert, dass es elektrisch betriebene Lkw mit dem Diesel-Lkw aufnehmen können.
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