„Starke Schiene. Starke Zahlen. Wir sind die führende europäische Güterbahn – die Fakten belegen es“, teilt DB-Tochter DB Cargo auf ihrer Homepage mit. In Führungsposition befindet sich das Unternehmen leider vor allem beim Betriebsverlust: 2021 stand ein negatives EBIT von 481 Millionen Euro zu Buche. Dass Güterverkehr auf der Schiene allerdings nicht zwangsläufig mit Verlusten verbunden sein muss, zeigt der kürzlich veröffentlichte Marktuntersuchungsbericht der Bundesnetzagentur.
Demnach lag die durchschnittliche Umsatzrendite aller Güterbahnen-Unternehmen 2020 bei -19,3 Prozent. Die Umsatzrendite der nicht zur DB gehörenden Güterbahnen-Unternehmen lag bei 2,4 Prozent. Nicht alle dieser Unternehmen haben auch einen Gewinn erwirtschaftet, aber die DB-Unternehmen trübten das Bild massiv ein, obwohl das Staatsunternehmen schon deutlich weniger als die Hälfte des Güterverkehrs in Deutschland transportiert.
Beim Betriebsergebnis zeigt sich ein ähnliches Bild: 81 Prozent aller Unternehmen im Schienengüterverkehr konnten 2020 ein positives Ergebnis erwirtschaften. Die Summe der Betriebsergebnisse ist allerdings mit -2,29 Euro je Trassenkilometer und -0,44 Euro je Tonnenkilometer düster. Ohne die DB Cargo klettern diese Werte aber ebenfalls nach oben, auf 18 Cent je Trassenkilometer und 0,03 Cent je Tonnenkilometer.
Die DB-Unternehmen drücken seit vielen Jahren den Durchschnitt der Güterzug-Branche, die dadurch auf den ersten Blick aussieht, wie im Niedergang begriffen. Die Ausgaben übersteigen die Einnahmen trotz zusätzlicher staatlicher Zuschüsse und eines offensiven Marketings. Selbst die zusätzliche Förderung über die Trassenpreise zum Ausgleich der Corona-Pandemie verpuffte offenbar im Unterschied zu derer der übrigen Güterbahnen. Während der Branchenschnitt von -3,5 Prozent im Jahr 2016 auf eine negative Umsatzrendite von 8,8 Prozent abfiel, um 2020 schließlich scheinbar ins Bodenlose zu fallen (-19,3 Prozent), konnten die nicht zur DB gehörenden Güterbahnen während der Pandemie ihre Umsatzrendite sogar ganz leicht steigern.
Dass die DB Cargo aus Sicht ihrer Konkurrenten seit vielen Jahren „die Gesamtstatistik verhagelt“, ist dabei nicht nur ein kosmetisches Problem für alle Zahlenfreund:innen, sondern hat ernsthafte Konsequenzen, in erster Linie für die Steuerzahlenden und die anderen Anbieter im Schienengüterverkehr. Die jährlichen Defizite der DB Cargo im hohen dreistelligen Millionenbereich kommen dem Besitzer der Güterbahn – dem Staat und damit allen Steuerzahlenden – teuer zu stehen. Zuschüsse, steigende Verschuldung und Querfinanzierung innerhalb des DB-Konzerns verzerren den fairen Wettbewerb unter den Güterbahnen. Eine maßgebliche Ursache der Defizite, eine Preispolitik der DB, die auch Verkehre unter Kosten anbietet, schädigt darüber hinaus die Wettbewerber, denn ihre Eigentümer können nicht auf öffentliche Mittel zurückgreifen, um defizitäre Güterbahnen zu betreiben. Letztlich sind auch die geringen Margen der erfolgreichen Güterbahnen zu gering für eine nachhaltige Investitionsstrategie. Allerdings belegen diese Unternehmen, dass sie deutlich effizienter arbeiten können. 2022 wird wegen der zum 31. Dezember eingestellten Corona-Trassenpreisförderung, den stark gestiegenen Energiepreisen und dem Tankrabatt für Lkw ein wirtschaftlich für die Branche noch viel kritischeres Jahr als 2020 und 2021.