Gute Laune trotz deprimierender Zahlen und dürrer Zwischenergebnisse bei den Sondierungsgesprächen
Das Statement war klar und wurde durch zwei große Zahlen einprägsam unterlegt: rund 60 Milliarden Euro zahlungswirksamen Ausgaben der öffentlichen Hand für den Straßenverkehr standen 2016 nur gut 31 Milliarden Euro zurechenbare Erlöse aus dem Straßenverkehr gegenüber. Professor Dr. Christian Böttger von der HTW Berlin, der wesentliche Ergebnisse seiner explorativen Studie zum „Kostenvergleich der Verkehrsträger“ in einer Viertelstunde vorstellte, brachte es auf den Punkt: „Es kann keine Rede davon sein, dass der Straßenverkehr die Melkkuh der Nation ist!“
Böttger lieferte damit viel Stoff für die Gespräche beim Buffet der Gäste aus Unternehmen und Verbänden, die zum Auftakt des politischen Jahres auch die ersten Eindrücke des Verkehrskapitels im Sondierungspapier von CDU, SPD und CSU auf sich wirken ließen. Die 22-zeiligen (und auch im Abschlusspapier nur noch minimal veränderten) Absichtsbekundungen weckten nach Auffassung von Netzwerk-Geschäftsführer Peter Westenberger Zweifel, ob man dieses Mal über allgemeine Bekundungen zur Stärkung der Schiene hinaus kommen werde. Vor allem der hochdringliche Bereich der Innovationsförderung schimmere bisher nicht einmal durch. Westenberger kündigte an, Koalitionsverhandlungen insbesondere auf diesem Gebiet zu begleiten.
In neuer Funktion konnte NEE-Vorstandsvorsitzender Ludolf Kerkeling den frisch vom Vorstand berufenen „Beauftragten für Wettbewerbsfragen“, Wolfgang Groß, begrüßen, der anschließend den Teilnehmern des Abends versicherte, mindestens „einige Jahre“ das Netzwerk gezielt unterstützen zu wollen. Weniger unnötige Bürokratie und mehr fairer Wettbewerb sollen die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene im Gütertransport stärken. Mit dem kürzlich pensionierten Groß hat sich der Verband dafür profunde Expertise an Bord geholt, denn er hatte nach einer langen Karriere bei Eisenbahninfrastruktur und –transportunternehmen zuletzt als Referatsleiter in der Bundesnetzagentur über den fairen Zugang von Bahnunternehmen zur Schieneninfrastruktur gewacht und will unter anderem auf europäischer Ebene und bei den Kostenthemen die Verbandsarbeit verstärken.
Der im Nebenraum in Endlosschleife gezeigte kürzlich veröffentliche Film (3:44) von Verbänden und Bahnunternehmen zu ihrer Vorstellung der Zukunft des Schienengüterverkehrs stieß auf reges Interesse. Westenberger betonte, dass mit der Visualisierung der Ansätze des „Masterplan Schienengüterverkehr“ deutlich gemacht werde, dass jetzt von der Politik der Startschuss gegeben werden müsse.
Mehr Information zu Wolfgang Groß finden Sie hier.
Download der Studie „Abschätzung der Kosten der Verkehrsträger im Vergleich“ von Professor Dr. Christian Böttger.