Steht dem Neu- und Ausbau der Schieneninfrastruktur in Deutschland nach dem Ende der Ampel-Koalition eine Zeitenwende bevor? Trotz umfassender Pläne und gesetzlichen Festschreibungen von Ausbauvorhaben, wie zum Beispiel im Bundesschienenwegeausbaugesetz (BSWAG) und im Bedarfsplan Schiene, ist der Schienenaus- und Neubau nie richtig in Schwung gekommen. Während die Ampel-Koalition mit der Politik des Sanierungsstaus der letzten Jahre aufräumen wollte, pendelten sich auch ihre ambitionierten Pläne schlussendlich auf die Sanierung des Schienennetzes ein, indem lang angekündigte Ausbaupläne seit einem Jahr massiv zu Gunsten von Sanierungsprojekten zurückgedrängt wurden.
Das bestehende Schienennetz ist sanierungsbedürftig, daran besteht kein Zweifel. Dadurch, dass es aber so stark überlastet ist – an manchen Strecken sogar bis zu 120 Prozent – ermöglicht ein alleiniger Fokus auf Sanierung das Erreichen des politischen Ziels der Verlagerung von Verkehren von der Straße auf die Schiene nicht. Es braucht zusätzlichen Ausbau, um den Marktanteil des Schienengüterverkehrs bis 2030 auf 25 Prozent zu steigern. Und noch wichtiger, es braucht eine Zeitenwende für die Rolle des Neu- und Ausbaus beim Gelingen der Transportwende. Denn schon kleinere Ausbaumaßnahmen in Form von Elektrifizierung bestehender Strecken können dabei einen Unterschied machen: So hat sich Nordbayern beispielsweise den Beinamen der „Dieselinsel“ dadurch eingefangen, dass die wichtigsten ost- und nordbayrischen Eisenbahnstrecken sowie Grenzübergangsstellen nach Tschechien bisher nicht elektrifiziert wurden. Ein Nachholen dessen durch die Elektrifizierung der Strecke Hof-Regensburg und Marktredwitz-Cheb könnte einen kapazitätssteigernden Unterschied für die Region Nordbayern und den grenzüberschreitenden Verkehr nach Tschechien machen. Als Verband haben DIE GÜTERBAHNEN Ende September 2024 eine stark priorisierte Projektliste für den Neu- und Ausbau des Schienennetzes vorgelegt, mit der die gravierenden Engpässe für den Schienengüterverkehr beseitigt werden könnten.
In einem Gastbetrag für die Frankfurter Rundschau beleuchtet Geschäftsführer Peter Westenberger für den Verband, welche Auswirkungen das Ende der Ampel-Koalition auf die Schiene, ihre Zukunft sowie den Neu- und Ausbau der Schieneninfrastruktur hat. Den unverhofft schnellen Auftakt des Wahlkampfes füllt Westenberger direkt mit einer positiven Vision für die Schiene: Es bleibt nur eine Frage der Zeit bis auch die politischen Entscheidungsträger:innen erkennen, dass zukünftige Herausforderungen der Schiene sich nur mit dem gleichzeitigen Neu- und Ausbau des Netzes neben der Sanierung meistern lassen.