Leistung des Schienengüterverkehrs wächst, Verkehrsverlagerung steht noch aus
Der Schienengüterverkehr konnte seine Leistung im vergangenen Jahr weiter steigern und dadurch seinen Anteil im Güterverkehrsmarkt leicht auf 18,6 Prozent verbessern. Das Wachstum der nicht zur DB gehörenden Wettbewerbsbahnen trägt seit Jahren diese Entwicklung. Auf der Schiene lag deren Anteil 2017 nun bei 45,4 Prozent.
Als letzte der drei mit der Güterverkehrsstatistik befassten Bundesbehörden hat heute das Statistische Bundesamt diese Entwicklung bestätigt, nachdem es im Frühjahr noch unvollständige Zahlen veröffentlicht hatte. Mehrere der stark wachsenden Wettbewerbsbahnen und damit mehr als ein Zehntel des gesamten Schienengüterverkehrs waren von der Behörde schlicht übersehen und nicht mitgezählt worden. 2017 lag demnach die Transportleistung aller Eisenbahnverkehrsunternehmen zusammen bei 129,4 Milliarden Tonnenkilometern (tkm).
Ludolf Kerkeling, Vorstandsvorsitzender des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen (NEE) erklärte dazu: „Die nachgebesserte Statistik bestätigt nun den Eindruck vieler Experten und die Erkenntnisse von Bundesnetzagentur und Bundesamt für Güterverkehr. Der Schienengüterverkehr wächst Jahr für Jahr. 2017 lag er im Langzeitvergleich
um 85 Prozent über seinem Tiefstwert von 1996 (69,7 Mrd. tkm). 2018 werden die Wettbewerbsbahnen nach
meiner Einschätzung die 50-Prozent-Marke erreichen.“ Kerkeling ergänzte, dass die Wettbewerber der DB nicht am Niedergang ihres staatlichen Konkurrenten, sondern an der Verkehrsverlagerung von der Straße interessiert seien: „Allerdings sollte die Politik zur Kenntnis nehmen, dass wir dieses Wachstum quasi im Alleingang gegen erschwerte politische Rahmenbedingungen organisiert haben.“ Vergleiche man die nun veröffentlichten Zahlen
zur Schiene mit den Schätzungen des Bundesamtes für Güterverkehr für den Lkw-Verkehr, werde der unveränderte Handlungsdruck deutlich: die Schiene sei 2017 trotz leichter Verbesserung unter 19 Prozent, die Straße mit jährlichen großen Zuwächsen deutlich über 70 Prozent Marktanteil geblieben. Kerkeling: „Wer wirklich Verkehr von den Straßen wegverlagern und das Klima schützen will, wird viel entschiedener auf die Schiene setzen müssen!“
Statt die schon überlasteten Autobahnen mit Oberleitungen zu überziehen, müssten dafür neben der angekündigten Senkung der Trassenpreise Innovationen gefördert, die Infrastruktur beherzter ausgebaut, ungerechtfertigte Wettbewerbsvorteile der Straße zurückgenommen und eine Bahnreform 2 beschlossen werden.
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