Auch zwei Wochen nach dem wegweisenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das Klimaschutzgesetz nachzubessern, bleibt das Verkehrsministerium beim Güterverkehr Antworten schuldig.
Berlin, 20. Mai 2021
„Speziell im Verkehr nimmt die Klimaschutzdebatte gerade absurde Züge an“, sagt Ludolf Kerkeling, Vorstandsvorsitzender des Netzwerks Europäischer Eisenbahnen (NEE) in Berlin. „Dieses Jahr müssen im Personen- und Güterverkehr zwei Millionen Tonnen Treibhausgas eingespart werden, 2022 weitere sechs, im Jahr 2030 sogar 62 Millionen Tonnen gegenüber heute. Das sind Minus 40 Prozent. Beim „Wie“ wird herumgeschwurbelt, finanzielle Themen werden nur in abstrakten Formulierungen angesprochen. Wer konkrete Änderungsvorschläge macht, wird attackiert. Sollen die nötigen Veränderungen geschehen, ohne dass sich etwas ändert?“
Enttäuscht zeigte sich der NEE-Vorstandsvorsitzende, dass Verkehrsminister Scheuer gegenüber Öffentlichkeit und Parlament bisher nur zwei schwach wirkende Zusatzmaßnahmen zur stärkeren Förderung des klimafreundlichen Schienengüterverkehrs „ventiliert hat, von denen wiederum eine nach der Logik des Ministeriums schon in den 2020 veröffentlichten BMVI-Übersichten zum nun verworfenen Klimaschutzgesetz enthalten war“, so Kerkeling. Bei den zwölf großen Eisenbahninfrastrukturvorhaben, die vom BMVI zu „Verkehrsprojekten Deutscher Klimapakt“ aufgepeppt wurden, handelt es sich nämlich um altbekannte, wichtige und dennoch teils über Jahrzehnte vom Ministerium verschleppte Planungen. Sie waren schon vor zwei Jahren vom „Zukunftsbündnis Schiene“ mit Priorität versehen worden. Ihr Beitrag zur kurz- und mittelfristig notwendigen Emissionsminderung durch Verkehrsverlagerung ist aber ebenso gering wie die zweite zusätzliche Maßnahme, finanzielle Nachschläge für digitale Leit- und Sicherungstechnik an den Strecken zur Verfügung zu stellen.
Weiterhin setzt das Ministerium stetig auf alternative, grüne Antriebe für Lkw, die noch nicht verfügbar sind und deutlich teurer als der Dieselantrieb sein werden. Kerkeling: „Die Klimapolitik steht unter hohem Zeitdruck. Deshalb muss die Verkehrspolitik vor allem damit arbeiten, was schon da ist und das ist der ausbaufähige Schienengüterverkehr.“
Das NEE hat darum Verkehrsminister Scheuer vier Schwerpunkte in einem ausführlicheren Papier vorgestellt, die für die Emissionsminderung substanzielle Beiträge leisten können. Kerkeling: „Herr Scheuer muss den industriellen Verladern eine klare Botschaft vermitteln: Setzt auf die saubere Schiene, wie es die Bundesregierung tut.“
Das Papier mit 27 Einzelmaßnahmen hängt dieser Presseinformation an.
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