Hätten Sie gewusst, dass die DB Netz AG von den Eisenbahnverkehrsunternehmen im vergangenen Jahr 4,8 Milliarden Euro für die Nutzung des Schienennetzes erlöst hat?
Pro Güterzugkilometer lagen die Trassenpreise im Vergleich zu 2010 um 15,7 Prozent höher. Zugleich wurde der Straßengüterverkehr unter anderem wegen der seit 2010 um 17,0 Prozent gesunkenen durchschnittlichen Mauthöhe preislich immer attraktiver. Zuletzt wurden netto rund 3,7 Mrd. Euro Lkw-Maut vom Bund eingenommen. Mit der Mitte 2018 geplanten Ausweitung der Lkw-Maut auf alle Bundesstraßen will Berlin rund 2 und mit der später geplanten Pkw-Maut jährlich bis zu 0,5 Milliarden Euro mehr erlösen. Vergleichbar wären die Bedingungen für die Nutzer von Straße und Schiene dann aber noch lange nicht. Auf dem wesentlich längeren Straßennetz werden über 400 Prozent mehr Güterverkehr und sogar über 1.000 Prozent mehr Personenverkehr als auf der Schiene abgewickelt. Die Schienenverkehrsbetreiber müssen also wesentlich höhere spezifische Infrastrukturpreise erwirtschaften. Dies ist das Ergebnis einer positiven Systemeigenschaft der Schiene - und politischer Rahmensetzungen. Sinnvoll ist die viel stärkere Verkehrssteuerung durch netzseitige Technologie und Mitarbeiter im Schienenverkehr. Denn das erhöht die Sicherheit und vermeidet damit hohe Unfallfolgekosten wie bei der Straße. Korrekturbedürftig sind dagegen die politisch gesetzten Nachteile des Schienenverkehrs bei der Infrastrukturkostenanlastung: 1) Vollkostendeckung bei der Schiene vs. teilweise Kostendeckung bei der Straße. 2) Trassenpreise im gesamten Schienennetz vs. Straßenmaut nur auf Fernstraßen. 3) Keine Verzinsung und kein Gewinn bei der Straße – Gewinnanspruch und größtenteils fiktive Kapitalkosten bei der DB Netz AG. Die diskutierte Trassenpreishalbierung kam so auf die politische Agenda. Sie kann die relative Wettbewerbsfähigkeit der Schiene verbessern – und damit als ad-hoc-Maßnahme auf dem Weg zu einer insgesamt fairen Bepreisung wirken.
Bitte lesen Sie die detaillierten Zahlen im Gutachten „Abschätzung der Kosten der Verkehrsträger im Vergleich“ von Prof. Dr. Christian Böttger (HTW-Berlin) nach.
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