Folgend finden Sie ein aktuelles Update (Stand: Sonntag, 14. Mai 2023, 15.45 Uhr) zur Situation im Schienengüterverkehr nach der kurzfristigen Stornierung des „Warn“Streiks in Folge des arbeitsgerichtlichen Vergleichs zwischen DB und EVG:
Bei den nicht zur DB AG gehörenden GÜTERBAHNEN, die etwa 60 Prozent des deutschen Schienengüterverkehrs fahren, herrscht am Sonntagnachmittag eine Mischung aus Geschäftigkeit und großer Verärgerung.
Durch das außerordentliche Engagement vieler Mitarbeiter:innen, die seit gestern Nachmittag aus dem Wochenende zurück an die Arbeit kamen und engagiertem Fahrpersonal können mehr Güterzüge für Industrie und Handel als zunächst befürchtet wiederbelebt werden. Während die DB Cargo ihren Kunden mitgeteilt hat, erst ab morgen Abend den Regelbetrieb wieder aufzunehmen, können einzelne Wettbewerber bereits vorher 95 Prozent ihrer vor der EVG-Streikankündigung vorgesehenen Züge fahren. Wo auch Verladeeinrichtungen wegen des angesagten Streiks bis Dienstag stillgelegt wurden, können Verkehre allerdings zunächst noch auf Null bleiben, internationale Verbindungen sind anspruchsvoller zu organisieren und auch der arbeitsfreie Himmelfahrtstag verhindert in manchen Fällen eine Rückkehr zum Normalprogramm in der gerade beginnenden Woche.
Die Verärgerung rührt zunächst daher, dass die nicht im Tarifkonflikt befindlichen GÜTERBAHNEN indirekt von der EVG durch die angekündigte Stilllegung der eigentlich unternehmensneutral zu betreibenden kritischen Infrastruktur Schienennetz in Geiselhaft genommen wurden. Das üble „Hü und Hott“ von EVG und DB mit der späten arbeitsgerichtlichen Klage kommt hinzu, denn die ohnehin massiven Schäden der am Tarifkonflikt überhaupt nicht beteiligten Güterbahnen werden dadurch noch weiter in die Höhe getrieben. Der Ärger über die EVG, die nebenbei die ungeliebte Konkurrenz der DB-Wettbewerber über einen sogenannten Warnstreik auch in der kritischen Schieneninfrastruktur mitschädigt, ist enorm. Beim späten Erfolg der DB, die beim Arbeitsgericht der Gewerkschaft in einem Vergleich die Streikabsage nicht ohne Grund abringen konnte, verbleibt Bitterkeit, weil die DB bereits beim zweiten Warnstreik zu einem gerichtlichen Vorgehen von Bahnen des Personenverkehrs aufgefordert worden war, aber so lange gezaudert hat, dass wirtschaftliche und Imageschäden für die gesamte Schienenbranche in den letzten Tagen regelrecht explodiert sind. Wie der kontinuierliche und diskriminierungsfreie Betrieb der Schieneninfrastruktur sichergestellt werden kann, muss von der Politik diskutiert werden.
Pressekontakt: Daniela Morling, mobil: + 49 151 555 081 83, E-Mail: morling@netzwerk-bahnen.de