Den „Fokus auf den blinden Fleck des Klimaschutzes“ hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen mit seinem heutigen Sondergutachten zum Verkehr nach Ansicht des Netzwerks Europäischer Güterbahnen gerichtet.
Im Verkehrssektor gebe es trotz langjähriger Diskussionen und Bekenntnisse keine „zählbare“ Senkung der Treibhausgasemissionen. Die Umweltweisen rückten mit der Formulierung, der Verkehr sei die „größte klimapolitische Herausforderung“ das Thema auf der Agenda jetzt zu Recht nach vorne. Auch mit der Entscheidung, die „Reform von Steuern und Abgaben“ an die Spitze der Forderungsliste zu stellen, liege der Sachverständigenrat richtig, denn Kosten und die intermodalen Wettbewerbsbedingungen bestimmten vor allem den Güterverkehr mindestens ebenso stark wie die Infrastruktur.
Elektrische Antriebe sind auch nach Ansicht des Netzwerks die Antriebsform der Zukunft. Sie verbinden höchste Energieeffizienz mit der Möglichkeit, zu 100 Prozent erneuerbare Energien einzusetzen und sorgen im Schienengüterverkehr schon heute für 94 Prozent der Verkehrsleistung. Im Straßenverkehr spielten sie heute wegen der niedrigen Kosten fossiler Kraftstoffe keine Rolle.
An diesem Punkt fehle dem Sachverständigenrat allerdings der Kompass für eine klare Dekarbonisierungsstrategie im Güterverkehr. NEE-Geschäftsführer Peter Westenberger: „Im Gutachten werden Instrumente nebeneinander gestellt, die nicht gleichzeitig realisierbar sind. Es hilft nicht, in allgemeiner Form den ohne Zweifel dringend notwendigen Infrastrukturausbau für die Schiene zu fordern, ohne die heute existenten Probleme bei Planung und Finanzierung des zögerlichen Netzausbaus genauer zu analysieren. Und zugleich milliardenteure Oberleitungen für schwere Hybrid-Lastzüge über den Autobahnen zu fordern und damit dem bereits heute CO2-minimierten Schienensystem in seinem Wachstumssegment Fernverkehr zusätzliche Hindernisse in den Weg zu planen.“ Bei veränderten steuerlichen und ordnungsrechtlichen Rahmenbedingungen könnten dagegen sehr schnell im Nah- sowie im Verteiler- und Sammelverkehr elektrisch angetriebene Transportfahrzeuge viele Anwohner entlasten und dem klimafreundlichen Schienenverkehr zusätzliche Fernverkehrspotenziale erschließen.
In der Reihe „Zahl des Tages“ hat das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen am heutigen Tag den kurzfristig erzielbaren Klima-Einspareffekt der Verkehrsverlagerung von Gütern von der Straße auf die Schiene beziffert: minus 76 Prozent Treibhausgase. Die Erläuterung samt Grafik finden Sie hier.